Innovationen entstehen dort, wo gut kommuniziert wird!
Es ist kein Geheimnis, dass Innovationszyklen von Produkten und Leistungen beständig kürzer werden. Das hat Folgen. Die für die Wertschöpfung in Unternehmen wichtigen Phasen der Ruhe schrumpfen deutlich. Es kehrt sich sogar ins Gegenteil um und erzeugt eine permanente Unruhe, verbunden mit zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit. Beides ist nicht erst mit der Digitalisierung in die Unternehmen eingezogen. Je mehr wir mit Optimierungen von Prozessen in den Unternehmen voranschreiten, verkürzen wir selbst die Zeit für Innovationen, aber auch die Qualität der Ergebnisse. Alles wird gleicher und die Unterschiede zwischen Unternehmen werden immer geringer, zumindest aus der Sicht des Kunden.
In der Vergangenheit wurde in eine Innovation investiert und anschließend lange davon gezehrt. Heute sind die Forschungsabteilungen mit der einen Innovation noch nicht am Markt, da müssen sie schon die nächste in petto haben. Das bestätigen auch Erhebungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wo Jahr für Jahr größere Budgets für Forschung und Entwicklung dokumentiert werden.
Es ist gut investiertes Geld, denn der deutsche Mittelstand bringt aktuell rund 1500 Hidden Champions hervor und ist damit globaler Spitzenreiter.
Das Thema Kommunikation stellt Unternehmen vor Probleme
In Unternehmen wird Kommunikation sehr häufig als ein Problemfeld erkannt. Warum ist das so? Neben der formalen Struktur eines Unternehmens werden informelle Kommunikationsstrukturen benötigt, die aber hierarchisch und disziplinarisch häufig nicht gewünscht sind. Dabei birgt gerade die informelle Vernetzung enormes internes Kommunikationspotenzial für Unternehmen. So lassen sich Störungen im formalen Informationsaustausch beispielsweise häufig über informelle Kanäle überwinden. Das ist sogar aus vielerlei Gründen wichtig: Vorgesetzte kommunizieren nicht ordentlich. Belohnungs- und Eskalationssysteme werden willkürlich eingesetzt. Der Markt versteht oder braucht die Produkte des Unternehmens nicht in der vorliegenden Form. Letzteres geschieht zum Beispiel, da kundige Mitarbeiter nicht in Entscheidungen eingebunden werden.
Oder weil machtpolitische Störfeuer mancher Führungskraft das ganze Unternehmen lahmlegen. Manchmal ist es aber auch viel profaner: Unbequeme Wahrheiten dürfen vielerorts nicht thematisiert werden – es kann nicht sein, was nicht sein darf!
Die sich so verdickende Melange aus kommunikativen, egoistischen und systematischem Fehlern wird nach und nach zu einem massiven Bremsklotz für Innovationen. Es passiert unter diesen Bedingungen schnell, dass die Bedenkenträger in einem Unternehmen Überhand gewinnen oder das Super-Ego einer schlechten Führungskraft gute Ideen bereits im Keim erstickt. Das produziert eine gestörte Kommunikationskultur, geprägt vom vorweggenommenen Gehorsam der Mitarbeitenden, so ziemlich das Gegenteil eines Klimas, in dem Innovationen entstehen. Ein Effekt, der auch bei permanenten Umstrukturierungen zu beobachten ist, da manchmal der Eindruck entsteht, als würde der Geschäftsinhalt auf die Findung einer stetig neuen Struktur reduziert. Sie können sich vorstellen, dass Mitarbeitermotivation auf anderen Werten basiert.
Kommunikation und Innovation stehen in Wechselwirkung zueinander
Das Idealszenario einer gut funktionierenden Unternehmenskommunikation basiert auf einem akzeptierten Wertegerüst im Unternehmen, der Unternehmenskultur. Genau an dieser Stelle sind auch Kommunikation und Innovationsfähigkeit miteinander verbunden. Erst eine innovationsförderliche Unternehmenskultur ermöglicht den für die Entwicklung notwendigen Dialog für Austausch und Weiterentwicklung von Ideen. Vielerorts als das berühmte Ideen-Ping-Pong bezeichnet. Einfälle werden vorgetragen und kollaborativ zu Innovationen ausformuliert.
Ganz oben auf der Liste der Kommunikationswilligen stehen neben den Mitarbeitern die Kunden von Unternehmen. Diese tragen ganz von allein Wünsche an Unternehmen heran. Unternehmen die diesen Dialog zulassen, haben gute Chancen auf diesem Weg an gute Ideen zu kommen. Ideen, die eine Marktnachfrage bereits beinhalten, da sie aus den Märkten kommen. Dazu bedarf es entsprechend sensibilisierter Mitarbeiter, passender Strukturen zur aktiven Informationsweitergabe und Prozessen zur systematischen Verwertung dieser Ideen.
Dass diese Art der Ideengewinnung funktioniert, fußt auf der Erkenntnis, dass Innovationen nahezu unvermeidbar entstehen, wenn Menschen mit verschiedenen Blickrichtungen über ein Thema sprechen. Der berühmte interdisziplinäre Dialog. Dieser Perspektivenwechsel lässt sich auch prima im Unternehmen provozieren und hebelt Betriebsblindheit und festgefahrene Gedanken schnell und wirksam aus. Eine der Methoden dazu heißt Cross Innovation und hat sich längst als eine Methode zur Innovationsfindung etabliert. Eine andere Methode ist Design Thinking, die inzwischen fast zu einer Pflichthandlung im Rahmen des digitalen Wandels geworden ist. Die besondere Fokussierung auf Perspektivenwechsel ist sicher auch ein Grund dafür, warum von vielen HR-Vordenkern empfohlen wird, sich Querdenker an Bord zu holen. Das geschieht in Unternehmen leider nach wie vor sehr verhalten, schließlich sind diese Innovationsprovokateure auch irgendwie anstrengend mit ihren vielen Ideen – Sie kennen das.
Erfahrungslernen und Methodenübertragung
Es ist nicht strittig, dass Kommunikation auf Basis digitaler Infrastrukturen hervorragend funktionieren kann. So wurden mit Social Media in vielen Unternehmen bereits gut funktionierende Kommunikationsschnittstellen in Richtung des Marktes geschaffen. Unternehmen und Kunden treten hier in Dialog, vorausgesetzt man betrachtet Social Media nicht nur als einen Weg für Werbung und Marketing.
Wenn Social Media gut eingespielt ist, handelt es sich um eine effektive und kulturell wirksame Maßnahme zur Verbesserung der Kommunikation. Als Querschnittsfunktion lässt Social Media schnell erkennen, dass es sinnvoll ist, abteilungsübergreifend zu kommunizieren. Es ist die Erkenntnis, dass eine offene Unternehmenskultur mit einem hierarchieübergreifenden Austausch schneller und wirksamer arbeiten kann. Warum sollte das nicht auch bei zukunftsrelevanten Fragestellungen funktionieren? Dazu muss man die Wirkweise von Social Media nur nach innen ins Unternehmen übertragen.
Die entstehende Transparenz sorgt dafür, dass Prozesse besser aufeinander abgestimmt werden können. Zugleich können Produkte näher am Markt entwickelt werden. Wer zusätzlich seine interne Kommunikation verbessern möchte, hat mit internem Community Management eine Methode, die zum einen in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Markt gut erprobt ist. Zum anderen fördert diese Methode, vergleichbar mit einem internen Social Network, die Dialogfähigkeit, Innovationsfähigkeit und zugleich die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur. Die Mitarbeitenden finden auf einmal digitale Räume, in denen sie sich mit ihren Ideen in das Unternehmen einbringen können. Das war bislang vielleicht nur im Rahmen von Verbesserungsvorschlägen möglich. Nun besteht auf einmal die Chance zu echtem Dialog, der dabei hilft, die Ideen wertvoller zu machen. Zugleich werden intrinsische Motivatoren angesprochen, die das Engagement der Mitarbeitenden erhöhen. Da geht es um Sinnstiftung, Beteiligung und Selbstwirksamkeit – aus meiner Sicht erstrebenswerte Faktoren.
Fazit: Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden miteinander kommunizieren, offen und hierarchieübergreifend.
Schaffen Sie entsprechende digitale Infrastrukturen und moderieren diese gewissenhaft und ohne übertriebene Einmischung. Sie werden staunen, welche Potenziale sich Ihnen öffnen.
Roland Panter
ist Gestalter von Kommunikation und Unternehmenskultur. Als erfahrener Berater unterstützt er Organisationen bei strategischen und operativen Fragestellungen im Rahmen des digitalen Wandels und der Unternehmensentwicklung. Als Kommunikationsvorstand im Bundesverband Community Management (BVCM) beschäftigt er sich intensiv mit Kommunikation und Ethik im Internet.
rp@rolandpanter.de
www.rolandpanter.de
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